Sonntag, 18. August 2013

Frank Goyke: Der kleine Pariser

Der kleine Pariser
Frank Goyke

Taschenbuch: 161 Seiten
Verlag: Goldmann (1999)
ISBN-13: 978-3442442225


Klappentext

Dietrich Kölling ärgerte sich. Ihn langweilte es, am Schreibtisch zu sitzen, ein Pult mit Telefonen zu hüten und Papiere zu sortieren. Aber Verbrecher langweilten ihn auch, ihr Geschwätz von der grausamen Kindheit, mit dem sie sich zu Opfern erklärten, all ihre Rechtfertigungsversuche und Verharmlosungsstrategien. Das Sächsisch des Anrufers brachte ihn auf die Palme.

Dietrich Kölling stammte aus Hannover und hasste das schmutzige und kaputte Leipzig, in das es ihn verschlagen hatte, weil die Politiker unbedingt Polizisten aus Westdeutschland an die Ostdeutschen verschenken wollten, er hasste diese Stadt, in der der verzweifelte Beamte versuchte, das aufzuklären, was verzweifelte Menschen anderen Verzweifelten angetan hatten.


Frankys Kritik

Die Krimireihe um den Kripo-Kommissar Kölling zählt bereits acht Bände. Dies ist das erste Buch und damit auch der erste Fall des mürrischen, übergewichtigen Polizisten. Zwei Morde, beides Gäste einer Leipziger Schwulenbar, beschäftigen Kölling. Der dritte Mord steht kurz bevor. Das zukünftige Opfer: ein schmächtiger Strichjunge mit französischen Wurzeln entgeht dem ersten Angriff, wagt es aufgrund seiner Lebensumstände aber nicht, sich an die Polizei zu wenden und handelt auf eigene Faust.

Ein kurzer Roman, der weniger durch Spannung, als vielmehr von dem Wechsel der Perspektiven fasziniert und den Leser bis hin zum überraschenden Ende bei der Stange hält. Die Figuren des Kommissars und seinem Kollegen Becker bleiben noch ein wenig blass und verhalten im Hintergrund, haben aber in den nächsten Büchern noch genügend Zeit und Raum, um sich zu entfalten. Hier stellen sie die Staffage für die zahlreichen Widersprüche und Gegensätze: Ost-Polizei / West-Kommissar, Täter / Opfer, Stricher / Freier, Moral / Moral (?).

Der Krimi liest sich flott weg, die Aussprüche Köllings sind höchst amüsant, das Sujet ist interessant gewählt und nach Abschluss des Falles (der nicht unbedingt jedermanns Sache ist) bleibt man ein wenig irritiert zurück. Man wünscht man sich, mehr zu lesen, weil man im Grunde zu wenig von allem erfahren hat. Doch da kann der Autor rasch weiterhelfen, denn sieben Fälle liegen noch vor Kölling.



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